Mountainbiken im oberen Isartal und der Schutz der Natur
"Mountainbiken ist Abenteuer, ist die wahre Freiheit auf zwei Rädern." "Wir leben in goldenen Biker-Zeiten." Andererseits fordert ein Verhaltenscodex unter Punkt 1: "Bleib auf offiziellen Wegen! Respektiere Fahrverbote, Privatbesitz und lokale Sperren, halte dich an lokale Trails. Querfeldeinfahren schädigt die Natur - dein Verhalten beeinflusst auch das Handeln von Behörden, Verwaltungen und Eigentümern." Zitate aus einem Aktivsport-Magazin vom April 2022
Auf Einladung des Landkreises Münchens kamen Mitte September 2017 knapp 40 Mitglieder des Arbeitskreises im Projekt „NaturErholung Isartal“ zusammen, um sich darüber zu informieren, wann und in welcher Form eine Lenkung des Mountainbiking im Isartal umgesetzt werden soll. Der Tenor des Treffens: Mountainbiking soll im Isartal auf möglichst attraktiven Routen möglich sein, aber begrenzt auf ein naturverträgliches Maß. Bis Jahresende sollten noch letzte juristische Fragen mit Grundeigentümern geklärt und ein Modell für die Trägerschaft erarbeitet und auf den Weg gebracht werden. Die Umsetzung des Projekts startet 2018, zunächst nur auf zwei Pilotstrecken – südlich der Grünwalder Brücke und nördlich von Mühltal.
Nach einem SZ-Bericht vom Oktober 2017 besteht das Dilemma darin, dass viele Münchner in ihrer Freizeit möglichst in oder nahe der Stadt ihrem Outdoor-Sport nachgehen, Umweltschützer hingegen das landschaftlich einzigartige obere Isartal möglichst streng schützen wollen. Nach dreieinhalb Jahren Diskussionen der Umweltschutzverbände mit Vertretern der organisierten Mountainbiker unter Federführung des Landratsamts München und der Stadt München ist ein Durchbruch erzielt worden: Neun Ruhezonen sollen ausgewiesen werden, als Rückzugsräume für Tiere und Pflanzen. Allerdings genießt dieses insgesamt 255 Hektar große FFH-Schutzgebiet damit immer noch keinen so wirksamen Schutzstatus wie ein Naturschutzgebiet. Trotzdem soll mit Aufklärung und Informationen erreicht werden, dass die Mountainbiker diese Abschnitte künftig meiden. Besonders wichtig ist für den Naturschutz, dass die Bestände gefährdeter Arten, etwa die Schlingnatter und der Uhu, künftig nicht weiter bedroht werden. Im Gegenzug soll es voraussichtlich schon in diesem Jahr eine insgesamt 78 Kilometer lange ausgewiesene Mountainbike-Strecke geben. Davon werden 28 Kilometer auf unbefestigten Strecken im Wald und 50 Kilometer auf Forststraßen und Dammwegen verlaufen. Auf Pullacher Gemeindegebiet in Großhesselohe südlich von der Bahnlinie bis etwa auf Höhe der Burg Schwaneck und ein weiteres Teilstück nördlich und südlich der Grünwalder Brücke.
Zusätzlich erarbeitet das Münchner Referat für Bildung und Sport derzeit auch möglichst attraktive Ausweichrouten für Mountainbiker außerhalb des Isartals. Es bleibt abzuwarten, ob das Konzept praxistauglich ist, insbesondere, ob sich die vielen nicht in Verbänden organisierten Mountainbiker auf den hierfür vorgesehenen Wegen bleiben (siehe auch den informativen Artikel "Vertragen sich Biken und Naturschutz im Isartal?"von Herrn Rückerl in der Oktober 2017-Ausgabe vom Pullacher "Ortsgespräch").
für weitere Infos zu dieser bis heute ungelösten Problematik:
https://bn-muenchen.de/themen/arten-biotopschutz/isartal/kein-funpark-im-schutzgebiet/
Im Mai 2021:
Die Sportler wollen dort Gaudi, die Naturfreunde Ruhe für Pflanzen und Tiere. Nun aber könnte es Hoffnung für beide geben. Das Landratsamt München beabsichtigt, die „Voraussetzungen zur Umsetzung des Projekts ,NaturErholung Isartal‘ bis Ende des Jahres 2021 zu schaffen“.
Das bedeutet: Das lang geplante Lenkungskonzept könnte endlich Realität werden. Es soll Radler am Isar-Ostufer zwischen Marienklause und Schäftlarn nur auf bestimmte Wege leiten, um Orte mit reicher Flora und Fauna zu entlasten.
Im April 2022
Doch es tut sich weiterhin nichts. Nach einem Bericht der SZ vom 12.4.2022 stellt Manfred Siering, bekannter Ornithologe und Leiter der BN-Ortsgruppe Grünwald, fest: "Die Behörden scheinen sich hier zurückgezogen zu haben. Es gibt keine klar definierten Wege. Jeder bahnt sich seinen eigenen Weg durch den Wald und stellt, oft auch unwissentlich, einen großen Schaden an den Pflanzen an. Durch die Corona-Krise hat sich der Druck noch mal verdreifacht.":